Wurzelbehandlung
Die Wurzelbehandlung heißt fachsprachlich endodontische Behandlung und fällt in den zahnmedizinischen Fachbereich Endodontie. Die Worte Endo und Odont stammen aus dem Griechischen und bedeuten zusammen sinngemäß „das Innere des Zahns“.
„Wurzelbehandlung – da muss man doch Zahnnerven ziehen? Du Ärmste!“ – „Ach Quatsch, meine Wurzelbehandlung war halb so wild“, beteuert Melanie und beißt herzhaft in ihr Brötchen. Torben blickt sie zweifelnd an. Sie sitzen in ihrem Lieblingscafé. Gerade hat Melanie ihrem Bruder von der kürzlich abgeschlossenen Zahnwurzelbehandlung erzählt. Und der wundert sich nun, dass kurz nach einer Wurzelbehandlung essen so problemlos möglich ist.
Torben möchte mehr über Melanies Erfahrungen mit der Wurzelbehandlung hören. Er hatte angenommen, dass nach einer Wurzelbehandlung Nebenwirkungen ein großes Thema wären. Seit ein paar Tagen pocht es schmerzhaft in seinem Backenzahn …
Die sogenannte Wurzelbehandlung fällt in den zahnmedizinischen Fachbereich der Endodontologie bzw. Endodontie. Wenn Sie an starken Zahnschmerzen leiden oder ein Zahn beim Abklopfen sehr weh tut, könnten das Symptome sein, die für eine Wurzelbehandlung sprechen. Weitere Anzeichen für eine Wurzelentzündung sind beispielsweise Druckempfindlichkeit beim Beißen, Überempfindlichkeit bei warmen und kalten Speisen bzw. Getränken oder eine auffällige Verdickung des Zahnfleischs im Bereich der Zahnwurzel und des Kieferknochens.
Mittels Wurzelkanalbehandlung werden erkranktes Gewebe und Bakterien aus den Wurzelkanälen eines entzündeten Zahns entfernt. Der Zahnarzt nutzt für die Wurzelbehandlung spezielle Instrumente. Es gibt zum einen sogenannte Handinstrumente und zum anderen maschinell betriebene Feilensysteme. Kommen Letztere zum Einsatz, spricht der Zahnmediziner entsprechend von einer maschinellen Wurzelbehandlung.
- Gibt es eine Alternative?
- Bekomme ich nach einer Wurzelbehandlung eine Krankschreibung vom Zahnarzt?
- Was ist eigentlich eine Wurzelrevision?
- Und welche Folgen hätte der Verzicht auf eine Behandlung der Wurzel für das Immunsystem?
All das und noch viel mehr rund um das Thema Wurzelbehandlung erfahren Sie in diesem großen Team Dental-Ratgeber für Patienten. Viel Spaß beim Lesen!
Was ist eine Wurzelkanalbehandlung?
Eine Zahnwurzelkanalbehandlung, kurz Wurzelkanalbehandlung, kürzer Wurzelbehandlung, ist eine zahnmedizinische Methode, mit der entzündete bzw. abgestorbene Zähne erhalten werden.
Jeder Zahn besteht einerseits aus der sogenannten Zahnkrone. Das ist der sichtbare Teil des Zahns, der aus dem Zahnfleisch herausragt. Andererseits gibt es noch die Zahnwurzel, die versteckt unter dem Zahnfleisch liegt. Die Zahnwurzel kann verzweigt sein. Dann verlaufen im Inneren des Zahns entsprechend mehrere Zahnkanäle.
Bei einer Zahnwurzel Entzündung entfernt der Zahnarzt das erkrankte oder abgestorbene Zahnmark aus jedem Wurzelkanal bis zur Wurzelspitze. Die Wurzelkanäle werden gründlich gereinigt und desinfiziert, um alle Entzündungserreger zu beseitigen. Dann erhält der Zahn i. d. R. eine provisorische Füllung, um den Reinigungsvorgang ein paar Tage später zu wiederholen. Zum Behandlungsabschluss erhält der Zahn eine endgültige Wurzelfüllung.
Wird an einem bereits wurzelbehandelten Zahn irgendwann erneut eine Wurzelkanalbehandlung erforderlich, spricht der Fachmann von einer Wurzelkanalrevision.
Was ist ein Endodontie-Spezialist?
Jeder Zahnarzt kann eine Wurzelbehandlung durchführen. Denn die sogenannte Endodontie ist als grundlegendes Fachgebiet für den Zahnerhalt ein wichtiger Teil des zahnmedizinischen Studiums. Dadurch verfügt jeder Zahnmediziner in Deutschland über eine solide Basis an endodontischer Ausbildung. Die Frage „Wie läuft diese Behandlung ab?“ kann Ihnen demnach jeder Zahnmediziner beantworten.
Ablauf einer Wurzelbehandlung, Dauer, die Beurteilung eines Röntgenbilds vor / nach einer Wurzelbehandlung, Besonderheiten bei Wurzelbehandlung in der Schwangerschaft …All das gehört zum allgemeinen Know-how eines Zahnarztes. Aber was ist ein Endodontie-Spezialist?
In manchen Ländern ist eine vollumfängliche postgraduale Ausbildung im Bereich Endodontie an Universitäten etabliert. In Deutschland ist dies nicht der Fall. Und es gibt tatsächlich keine feste Regelung, wer sich Endodontologie-Spezialist nennen darf. Grundsätzlich gibt es diverse berufsbegleitende Fort- und Ausbildungsprogramme für die theoretische und praktische Weiterqualifikation in der Endodontie. Neben Workshops, Seminaren und Curricula gehören dazu auch berufsbegleitende Endodontie-Masterstudiengänge. Nach erfolgreichem Abschluss in Form von Masterarbeit und Prüfung dürfen Absolventen dann den Titel M.Sc. führen.
Wie hoch ist die Erfolgsquote einer Wurzel Behandlung? Dazu kursieren sehr unterschiedliche Angaben. Während die einen Quellen von nur 40 bis 50 Prozent sprechen, geben andere Quellen für Wurzelbehandlungen eine Erfolgsquote von etwa 70 bis 90 Prozent an. Hängt das davon ab, ob ein Endodontie-Spezialist am Werk ist? Jein.
Wie bei jedem medizinischen Eingriff kann es auch bei einer Wurzelbehandlung keine 100-prozentige Sicherheit geben. Zwar kann jeder Zahnarzt einen „Zahnnerv entfernen“, aber es gibt natürlich einfache und schwere Fälle. Manchmal sind endodontische Behandlungen äußerst komplex, Zahnwurzelkanäle teils nur sehr schwer zugänglich. Ganz allgemein darf davon ausgegangenen werden, dass es förderlich für den erfolgreichen Ablauf einer Wurzelbehandlung ist, wenn der Zahnarzt möglichst viel Wissen und Erfahrung mitbringt.
Wie läuft eine Wurzelbehandlung ab?
Die Frage „Wie das Prozedere abläuft?“ lässt sich wie folgt beantworten:
- Die Wurzelbehandlung beginnt mit einem Röntgenbild. Denn Position und Ausmaß der Zahnwurzelentzündung sind auf dem Röntgenbild sichtbar. Der Zahnarzt sieht, ob er wirklich einen Zahnnerv entfernen muss bzw. aus welchen Kanälen er konkret die Zahnnerven entfernen muss.
- Der zweite Schritt im Ablauf einer Wurzelbehandlung ist die Öffnung des Bereichs über dem Zahnnerv. Ist der noch nicht abgestorben, erhält der Patient für die Dauer der Wurzelbehandlung eine lokale Betäubung.
- Bei einer Wurzelbehandlung sprechen wir umgangssprachlich davon, den Nerz zu ziehen. Aber eigentlich kann man den Zahnnerv bei der Wurzelbehandlung nicht wirklich ziehen. Vielmehr werden die Gewebereste mithilfe winziger Feilen aus den Zahnwurzelkanälen herausmanövriert. Zusätzlich wird mit desinfizierenden Lösungen durchgespült. Wie hoch die Erfolgsquote einer Wurzelbehandlung ist, hängt maßgeblich davon ab, ob hierbei wirklich alles entfernt wird. Abschließend legt der Zahnarzt ein Medikament ein und schließt den Zahn provisorisch.
- Beim nächsten Praxisbesuch erfolgt eine weitere Reinigung und Aufbereitung der Kanäle. Der Ablauf einer Wurzelkanalbehandlung unterscheidet sich von Fall zu Fall darin, wie oft dieser Vorgang wiederholt wird.
- Ist die Entzündung abgeklungen und die Wurzelkanäle sind sauber, folgt die Wurzelfüllung. Der Ablauf: Erst wird ein Röntgenbild der Kanäle angefertigt, um diese dann korrekt mit Füllungsmaterial aufzufüllen. Zuletzt wird ebenfalls der Zugang zu den Kanälen verschlossen. Ein finales Röntgenbild zeigt dann, ob alles dicht ist.
- Bei Bedarf erhält der Patient einige Zeit nach dem Eingriff eine Krone, um den geretteten Zahn zu stabilisieren.
Wurzelbehandlung am Weisheitszahn
Eine Wurzelbehandlung am Weisheitszahn ist nicht üblich.
Bei den Weisheitszähnen handelt es sich um die hintersten Backenzähne an jeder Seite des Kiefers. Wenn hier eine Zahnwurzelentzündung (Pulpitis) auftritt, wird der Zahnarzt den Weisheitszahn entfernen, anstatt eine Wurzelbehandlung durchzuführen. Denn das Fehlen von Weisheitszähnen beeinträchtigt weder die Kaufunktion noch die Bissstellung. Auch entsteht dadurch kein ästhetischer Nachteil.
Aus diesem Grund ist eine Wurzelbehandlung am Weisheitszahn i. d. R. keine Kassenleistung. Die Kosten wären in diesem Fall vom Patienten selbst zu tragen. Wie hoch die Kosten für eine Wurzelbehandlung am Weisheitszahn ausfallen, ist von Fall zu Fall unterschiedlich. Der behandelnde Zahnarzt klärt vor einem solchen Eingriff grundsätzlich ausführlich darüber auf, welche Kosten entstehen können.
Behandlung der Wurzel am Backenzahn
Die Behandlung am Backenzahn ist aufwendiger als bei einem Frontzahn. Denn während die Schneidezähne und Eckzähne eine Wurzel mit einem Wurzelkanal haben, sind es bei Backenzähnen meisten drei bis vier. Eine Backenzahn-Wurzelbehandlung ist daher schwieriger und dauert länger. Schließlich muss das entzündete bzw. abgestorbene Gewebe aus allen Kanälen entfernt werden.
Sinn macht die Backenzahn-Wurzelbehandlung nur, wenn der Zahn wirklich erhaltungswürdig ist. Außerdem übernimmt die Krankenkasse die Behandlungskosten ausschließlich, wenn mindestens eine der drei folgenden Voraussetzungen zutrifft. Durch die Behandlung …
- bleibt die ansonsten vollständige Zahnreihe intakt,
- wird funktionstüchtiger Zahnersatz auf dem betroffenen Zahn erhalten oder
- wird verhindert, dass die letzten Backenzähne im Kiefer fehlen.
Anderenfalls zahlt die Kasse diesen Eingriff nicht, sondern nur den Betrag, der für das Ziehen des Backenzahns anfallen würde.
Wurzelbehandlung am Schneidezahn
Wenn eine Wurzelbehandlung am Schneidezahn erforderlich ist, wird der Zahnarzt den Zugang zum Wurzelkanal an der nicht sichtbaren Rückseite des Zahns anlegen. Wenn der Schneidezahn nach Abschluss der Wurzelbehandlung dann wieder verschlossen wird, ist das Füllungsmaterial nicht zu sehen.
Eine Wurzelbehandlung am Frontzahn ist auch möglich, wenn der Zahn bereits mit einer Krone versorgt ist. Dann gibt es zwei Möglichkeiten, um für die Wurzelkanalbehandlung an die Schneidezahn-Wurzelkanäle zu gelangen:
- Die Krone wird vom Zahn entfernt. Das ist bei einer gut eingesetzten Krone allerdings gar nicht so leicht. Deshalb ist eine Beschädigung der Krone nicht unwahrscheinlich. Bei solch einer Behandlung an einem überkronten Schneidezahn können daher Kosten für die Neuanfertigung einer Krone anfallen.
- Meistens wird die Krone durchbohrt, um einen Zugang zu den Wurzelkanälen zu schaffen. Die Wurzelbehandlung am betroffenen Schneidezahn verläuft dann ansonsten genauso wie bei einem nicht überkronten Zahn. Auch in diesem Fall ist jedoch nach abgeschlossener Frontzahn-Wurzelbehandlung mittelfristig über die Erneuerung der Krone nachzudenken. Das würde einen bakteriendichten Verschluss sicherstellen.
Gut zu wissen: In der modernen Endodontie kommt es nur selten zu Verfärbungen. Falls doch kann Ihr Zahnarzt den wurzelbehandelten Schneidezahn durch eine Aufhellung (internes Bleaching) farblich wieder angleichen.
Wurzelbehandlung am Milchzahn
Ob eine Wurzelbehandlung am Milchzahn sinnvoll ist, muss von Kind zu Kind individuell entschieden werden. Wie bei Erwachsenen vor einer Wurzelbehandlung stellt sich auch bei den kleinen Patienten die Frage, ob der kranke Zahn erhaltungswürdig ist. Sie tippen auf Nein, weil der Milchzahn doch eh irgendwann ausfällt?
Aber je jünger Ihr Kind ist, desto länger dauert es noch bis zum natürlichen Zahnwechsel. Und desto erstrebenswerter ist es in aller Regel, den kariösen Milchzahn mittels dieses Eingriffs zu erhalten.
Wird der Milchzahn hingegen gezogen, entsteht eine Lücke. Die kann beim Essen und Sprechen – und auch optisch – stören. Außerdem werden die benachbarten Zähne nach und nach in die Lücke rutschen. Dann ist später für den neuen Zahn kein Platz da. Um das zu verhindern, gibt es sogenannte Platzhalter. Das sind lose Zahnspangen, die nachts getragen werden, um die übrigen Zähne an Ort und Stelle zu halten …
Kurzum: Ja, eine Wurzelbehandlung bei Milchzähnen ist aufwendig, nicht immer möglich und sicher nicht Standard. Und doch kann sie für ein Kind manchmal das Mittel der Wahl sein.
Ist eine Wurzelbehandlung in der Schwangerschaft bedenklich?
Wurzelbehandlung und Schwangerschaft? Kein einfaches Thema.
Einerseits sollten während der Schwangerschaft nur unbedingt notwendige zahnärztliche Behandlungen durchgeführt werden. Vor allem in den ersten Monaten der Schwangerschaft ist das Kind gefährdet und das Risiko einer Fehlgeburt bekanntermaßen erhöht. Andererseits können in der Schwangerschaft plötzlich wegen einer Wurzelentzündung so starke Zahnschmerzen auftreten, dass es einfach nicht auszuhalten ist. Und das kann leider auch trotz regelmäßiger Zahnarzt-Kontrollen vor der Schwangerschaft passieren.
Gut zu wissen: Grundsätzlich ist so ein Eingriff in der Schwangerschaft möglich. Aber: Eine Wurzelbehandlung in der Schwangerschaft ist durchaus bedenklich. Deshalb wird der Leitsatz „So viel wie nötig, so wenig wie möglich“ befolgt.
Beispielsweise kann zunächst nur ein Medikament in die Wurzelkanäle eingebracht werden, um die Wurzelkanalfüllung bis nach der Schwangerschaft hinauszuzögern. So lassen sich für das Ungeborene schädliche Röntgenbilder vermeiden.
Medikamentöse Einlagen, die Tetrazyklin enthalten, sind übrigens auch zu vermeiden. Und das gilt ebenso bei Antibiotikagabe. Denn Tetrazykline können zu Zahnverfärbungen beim ungeborenen Kind führen.
Was ist eine Wurzelfüllung?
Wurzelfüllung – so heißt das Verschließen einer Zahnwurzel nach einer Zahnwurzelbehandlung. Denn bei einer Wurzelbehandlung entfernt der Zahnarzt erkranktes und abgestorbenes Gewebe aus den Zahnwurzelkanälen. Die dadurch entstandenen Hohlräume werden mit eigens dafür entwickelten Materialien aufgefüllt: die Zahnwurzelfüllung. Ein Markenprodukt für die Wurzelfüllung ist z. B. Thermafil. Aber es gibt noch viele andere.
Wenn zum Abschluss einer Wurzelbehandlung die Füllung der Wurzelkanäle erfolgt, werden Röntgenbilder erforderlich. So sieht der Zahnarzt, wie weit die Kanäle reichen, ob womöglich über die offene Wurzelspitze etwas Material der Wurzelfüllung in die Kieferhöhle gelangt ist und ob alles dicht ist. Zur Qualitätskontrolle der Wurzelfüllung im Zahn ist ein Röntgenbild demnach sehr wichtig.
Aufgepasst: Was ist eine provisorische Füllung? Diese ist nicht mit der Wurzelfüllung zu verwechseln. Im Laufe einer Wurzelbehandlung erhält der Patient eine provisorische Füllung, um den Zahn zwischen den Praxisbesuchen zu verschließen. Trotz Wurzelbehandlung kann er dank provisorischer Füllung normal essen und trinken. Die provisorische Füllung bei der Wurzelbehandlung ist keine Langzeitlösung. Dafür ist sie zu undicht und wenig haltbar. Falls die provisorische Füllung rausgefallen ist, sollte die Zahnarztpraxis kontaktiert werden. Für den Verlauf der Wurzelbehandlung ist es ungünstig, wenn die Füllung raus ist. So werden die gerade erst gereinigten Wurzelkanäle womöglich wieder verschmutzt.
Die Zahnfüllung nach erfolgreicher Wurzelbehandlung wird aus einem anderen Füllungsmaterial gemacht als die provisorische Füllung oder die Wurzelfüllung. Häufig folgt auf die Wurzelbehandlung nach Füllung aber noch ein weiterer Behandlungsschritt: die Versorgung mit einer Krone.
Gut zu wissen: Macht eine Krone nach einer Wurzelbehandlung Sinn? Das Einsetzen einer Krone nach Wurzelbehandlung ist keine Seltenheit. Mit einer künstlichen Zahnkrone kann der durch die Wurzelbehandlung strukturell geschwächte Zahn stabilisiert werden. Das erhöht die Erfolgsaussichten für einen langfristigen Erhalt des Zahns.
Ist eine Wurzelbehandlung schmerzhaft?
Die meisten Menschen, welche die Erfahrung noch nicht selbst gemacht haben, gehen davon aus, dass eine Wurzelbehandlung schmerzhaft ist. Tatsächlich ist es nicht die Wurzelbehandlung, die Schmerzen verursacht. Es ist die Entzündung der Wurzel oder des Zahnnervs.
Ist der Zahnnerv entzündet, spricht der Zahnarzt von einer Pulpitis. Eine entzündete Zahnwurzel kann sich sehr unangenehm bemerkbar machen:
- Druckempfindlichkeit des betroffenen Zahns
- Hitzeempfindlichkeit / Kälteempfindlichkeit
- pochender Zahnschmerz
- Schwellungen am Zahnfleisch, ggf. Abszess (Vereiterung; „dicke Backe“)
Lassen Sie eine Zahnwurzelentzündung behandeln, haben Sie danach nicht automatisch einen toten Zahn. In einem frühen Stadium ist ggf. die Einlage eines antibakteriellen Medikaments ausreichend, damit sich der entzündete Zahn wieder erholt.
Schon gewusst? Bei längeren Beschwerden muss das desinfizierende Medikament manchmal über mehrere Wochen immer wieder ausgetauscht werden. Patienten fragen sich dann vielleicht, ab wann bei einer Wurzelbehandlung ein Medikament zu lange drin ist. Üblicherweise erfolgt der Medikamentenwechsel in einem Abstand von sieben bis zehn Tagen. Aber keine Sorge: Solche medikamentösen Einlagen für die Wurzelbehandlung können bedenkenlos auch länger, beispielsweise drei Wochen, im Zahn verbleiben. Auch Zahnschmerzen nach Wurzelbehandlung sind übrigens recht häufig. Es dauert einfach noch eine Weile, bis sich das ganze umliegende Gewebe wieder beruhigt hat.
Falls Sie noch Schmerzen nach einer Wurzelbehandlung haben, möchten Sie sicherlich wissen: „Welche Medikamente helfen nach einer Wurzelbehandlung?“ Diese Frage ist berechtigt. Denn nicht alle Schmerzmittel sind gleich gut geeignet. Fragen Sie am besten Ihren behandelnden Zahnarzt. Er empfiehlt gegen Schmerzen nach einer Wurzelbehandlung vermutlich …
- Ibuprofen,
- Paracetamol,
- Diclofenac oder
- Etoricoxib.
Haben Sie sich schon mal über folgende Aussage zu einer Wurzelbehandlung gewundert: „Antibiotika hilft nicht!“ Es stimmt, dass als Medikament bei einer Wurzelbehandlung keine Antibiotika eingesetzt werden. Obwohl es hier um Bakterien geht. Aber ein Antibiotikum wird über das Blut transportiert. Ist der Zahnnerv allerdings nicht mehr durchblutet, können über diesen Weg also auch keine Antibiotika in den Wurzelkanal gelangen.
Fazit: Dass eine Wurzelbehandlung schmerzhaft ist, stimmt so nicht wirklich. Es ist die Entzündung, wegen der die Wurzelbehandlung durchgeführt werden muss, welche die Schmerzen verursacht.
Was ist ein toter Zahn?
Toter Zahn – das ist eine umgangssprachliche Beschreibung dafür, dass das Zahnmark (Pulpa) eines Zahns abgestorben ist. Fachsprachlich sagt man, wenn der Zahnnerv abgestorben ist, statt toter Zahn eher devitaler Zahn. Ursache ist meist eine durch Karies ausgelöste Entzündung der Pulpa. >>> Tipp: Schauen Sie doch auch mal in den Patientenratgeber „Was ist Karies?“.
Ein toter Zahn schmerzt übrigens nicht zwangsläufig sofort. Und ohne Zahnschmerzen kann es durchaus passieren, dass ein toter Zahn eine Weile unbemerkt bleibt. Auf Dauer sollte aber grundsätzlich eine Wurzelbehandlung am toten Zahn durchgeführt werden. Denn anderenfalls könnten über die Wurzelspitze Bakteriengifte und andere Schadstoffe ins Blut freigesetzt werden. Wenn ein toter Zahn dieses „Leichengift“ absondert, ist dies schädlich für den gesamten Körper.
Manchmal fällt ein toter Zahn Betroffenen auf, weil er sich verfärbt, also abdunkelt. Einen toten Zahn aufhellen? Das ist möglich. Aber nicht mit Bleaching-Produkten für zuhause. Weil die Verfärbung von innen heraus entstanden ist, muss auf jeden Fall ein Zahnarzt den toten Zahn bleichen. Dafür nutzt er die Methode des internen Bleachings. Wenn Sie einen toten Zahn aufhellen lassen, betragen die Kosten voraussichtlich zwischen 100 Euro und 400 Euro.
Einen toten Zahn überkronen? Das ist sehr üblich. Nach der Wurzelbehandlung ist der Zahn tot und wird spröde. Das bedeutet, er kann bei Belastung leichter brechen. Mit einer künstlichen Krone kann ein toter Zahn stabilisiert werden. Aber nicht jeden toten Zahn muss man überkronen.
Wie viel kostet eine Wurzelkanalbehandlung?
Wie viel kostet eine Wurzelkanalbehandlung? Diese Frage lässt sich pauschal nicht beantworten. Es gibt keinen festen Preis für die Wurzelbehandlung. So wie jeder Zahn ein Unikat ist, erfolgt auch jede Wurzelbehandlung ganz individuell. Wie viel eine Wurzelbehandlung kosten wird, hängt immer von verschiedenen Faktoren ab.
Die Kosten einer Wurzelbehandlung in der Gesamtheit betrachtet ändern sich beispielsweise in Abhängigkeit davon, wie viele Termine erforderlich sind. Die Kosten für eine Wurzelbehandlung am Backenzahn sind höher als bei einem Frontzahn, weil der Backenzahn mehr Wurzelkanäle hat. Wie viel die Wurzelkanalfüllung kosten wird, hängt vom verwendeten Material ab. Hier gibt es deutliche Qualitätsunterschiede, die sich dann auch in den Kosten für die Wurzelkanalbehandlung niederschlagen. Die elektronische Längenmessung eines Wurzelkanals kann zusätzliche Kosten verursachen. Und so können die Kosten einer Wurzelbehandlung letztlich nur ein paar Hundert Euro oder 2.000 Euro betragen.
Die Kosten für eine Wurzelkanalbehandlung oder auch die Kosten für eine Wurzelkanalrevision (zweite Wurzelbehandlung) werden nur unter bestimmten Voraussetzungen von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen. Außerdem sieht die Kasse lediglich eine Basis-Behandlung vor. Als Zusatzleistung beispielsweise gilt die elektronische Längenbestimmung im Wurzelkanal – Kosten hierfür sind privat zu tragen.
Übernimmt die Krankenkasse die Kosten einer Wurzelbehandlung?
Eine Wurzelbehandlung ist Kassenleistung – aber nicht immer. Damit die Kosten für die Wurzelbehandlung von der Krankenkasse (z. B. AOK oder TK) übernommen werden, müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllt sein.
Wer für seine Wurzelbehandlung Kosten von der AOK übernehmen lassen möchte, sollte Folgendes wissen. Die AOK übernimmt die Kosten einer Wurzelspitzenresektion und einer Wurzelkanalbehandlung …
- wenn der Zahn dadurch erhalten werden und mit einer vertraglichen Behandlungsmethode versorgt werden kann und
- falls es sich um einen Backenzahn handelt nur, wenn er in einer vollständigen Zahnreihe ohne Lücke steht bzw. die Behandlung eine einseitige Verkürzung der Zahnreihe nach hinten verhindert bzw. durch die Behandlung vorhandener Zahnersatz erhalten werden kann.
Auf der Website der AOK wird außerdem darauf hingewiesen, dass die Kasse Therapieversuche mit unklaren Erfolgsaussichten sowie spezielle Behandlungstechniken nicht zahlt. Der Zahnarzt kann darüber aufklären, ob bei einer Wurzelbehandlung Zusatzkosten auf den Patienten zukommen.
Vergleichbar verhält es sich für Versicherte der Techniker Krankenkasse (kurz TK, nicht TKK). Zu den Kosten für eine Wurzelbehandlung steht auf der TK-Website: „Wir zahlen eine Wurzelkanal-Behandlung in den Fällen, in denen der Zahn als erhaltungswürdig eingestuft wird und die Behandlung die geeignete Therapie ist. Die Wurzelspitzen-Resektion übernehmen wir bei Zähnen im Front- und Seitenzahn-Bereich.“
Wie viel kostet eine Krone nach einer Wurzelbehandlung?
Eine Krone nach Wurzelbehandlung verursacht weitere Kosten. Bei Versorgung einer Zahnkrone wird immer ein Eigenanteil fällig. Auch wenn Sie einen toten Zahn überkronen lassen, übernimmt die Krankenkasse die Kosten nur zu etwa 50 %. Wenn Sie ein regelmäßig gestempeltes Bonusheft vorweisen können, sinkt Ihr Eigenanteil an den Kosten für die Zahnkrone nach Wurzelbehandlung.
Wie hoch genau nach einer Wurzelbehandlung die Kronen-Kosten werden, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Nehmen Sie die Regelversorgung oder möchten Sie ein hochwertigeres Material für Ihre Krone? So kann der Eigenanteil für Zahnkronen von 300 Euro bis zu 1.000 Euro reichen. Rechnen Sie mit einem Eigenanteil von ungefähr …
- 250 – 400 Euro für eine Metallkrone in Form einer sogenannten unverblendeten Vollgusskrone aus Nichtedelmetall (NEM)
- 400 – 600 Euro für eine NEM-Metallkrone mit Teilverblendung (Teilkeramikkrone)
- 500 – 900 Euro für eine Goldkrone
- 600 – 1.000 Euro für eine Vollkeramikkrone
Wurzel behandeln oder den Zahn ziehen? Diese Frage ist berechtigt. Schließlich lassen sich so doch die Kosten für Wurzelbehandlung und Krone einsparen. Doch das ist zu kurz gedacht. Auch eine Zahnlücke hat gesundheitliche Folgen. Die Kosten der nachgelagerten Behandlung sind dann womöglich höher, als es die Kosten für eine Wurzelbehandlung und Krone wären.
In der modernen Zahnmedizin gilt aus gutem Grund der sogenannte Erhaltungsgrundsatz: Der Zahnarzt wird den Zahn nur Ziehen, wenn er mit anderen Methoden wie beispielsweise Wurzelbehandlung oder Wurzelspitzenresektion nicht mehr zu erhalten ist bzw. der Erhalt nicht sinnvoll oder schädlich wäre. Nicht sinnvoll erscheint der Erhalt beispielsweise häufig bei Weisheitszähnen. Was besser ist (Wurzelbehandlung oder Zahn ziehen), bei dieser Entscheidung kann Sie der Zahnarzt Ihres Vertrauens am besten unterstützen.
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